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Ziel bergbauhistorischer Forschung ist die Dokumentation vorhandener Spuren des Bergbaus in jeder Form. Dabei wird sollen diese Spuren möglichst im Originalzustand verbleiben, um dem vielleicht erweiterten Horizont eines nachfolgenden Forschers dasselbe Material zur Verfügung zu stellen und nicht nur Muster ohne Wert. Der Schwerpunkt der Forschung liegt infolgedessen nicht in der Ausgrabungs- und Sammeltätigkeit, wodurch eben diese Zerstörung von Spuren eintritt, sondern in detaillierter Beschreibung und Auswertung des Vorgefundenen, ohne dessen Zustand zu beeinflussen. Das hat natürlich seine Grenzen und es wäre unzweckmäßig, beispielsweise eine gerade noch leserliche Holztafel an einer Stelle verrotten zu lassen, die absehbar niemand mehr erreichen wird. In einem solchen Fall ist eine Bergung angebracht, allerdings im oben genannten Sinn mit genauer Beschreibung des Fundzustandes, der näheren Umstände, Lageangabe, Foto und so weiter.

10.1 Inhalt und Form der Dokumentation

Was soll eine Dokumentation enthalten? Möglichst viel, denn gerade aus der Kombination verschiedener Dinge kann man Rückschlüsse ziehen, und etwas im Moment für einen selber unbedeutend Erscheinendes fehlt vielleicht einem anderen, der gerade über einer systematischen Untersuchung zu diesem Problem sitzt und nicht alle fraglichen Gruben selbst bekrauchen kann. Von bergbauhistorischem Interesse sind zum Beispiel:

Bergbautechnologie

Gangauffahrung: Profil, Vortriebsart (geschlägelt, geschossen, feuergesetzt, Kombinationen, ...), Vortriebsrichtung, auf einem Gang oder als Querschlag getrieben; Schächte: Art (Stufenschacht, abgesetzter Schacht, Tages- oder Blindschacht, ...), Profil, Einrichtung (Förder- und Fahrtrum, Reste von Gestängen, Pumpen, ...), Fördereinrichtungen (Hornstätten, Haspel, Maschinenkammern, ...), Teufe, Einfallen, auf Gang oder im Nebengestein getrieben, Vortriebsart; Abbaue: Vortriebsart (geschlägelt, geschossen, nachgearbeitet, ...), Technologie (Firstenbau, Strossenbau, Stockwerksbau mittels Weitungen, Abbaustrecken und Durchhiebe, ...); sonstige Arbeitsspuren und Funde, Örter, Ausbau

Bergrecht

Stufen, Gedingezeichen, Tafeln und deren Lage relativ zu markanten Punkten (Streckenkreuzen, Schächten, Durchschlägen, ...)

Geologie/ Mineralogie

Gänge: Verläufe nach Fallen und Streichen, Mineralisation, Mächtigkeit, Scharungen, Verwerfungen; Gesteinskörper: Gesteinsart und –übergänge, Gesteinsgänge, Schichtung, Spuren der Gebirgsmechanik (Reibungszonen, Gleitflächen, ...); Sekundärbildungen

Hydrogeologie/ Bewetterung

Wasserfließrichtung, zusitzende Wässer, Stärke der Schüttungen, Mineralisation der Wässer; Wetterzugrichtung und –stärke, Gase

Befahrungstechnik

Fahrbarkeit allgemein (Wasserstand, Zustand des Tragwerks/ des Ausbaus, Querschnitte, besondere Gefahrenpunkte, ...); unpassierbare oder nicht passierte Stellen mit näheren Angaben (dichter Bruch, eventuell aufzuwältigender Bruch, Verdacht auf gespannte Wässer (unter Druck stehende Wässer zum Beispiel hinter Verbrüchen oder Verspünden), Stelle warum nicht passiert, welche Ausrüstung wäre für eine Passage nötig); Angaben zur Seiltechnik (wo ist Seil nötig, welche Längen, wo sitzen schon Aufhängungen, ...); Bewetterung (erhöhte Belastungen durch ...); besondere Gefahrenpunkte (Löser, morsches Tragwerk, zweifelhafte Sohle, ...); Zugänge: Zustand, Sicherung

Über Tage

Geländeformen: Gräben, Pingen, Halden (Größe, Form); Gebäude, Fundamente (auch Maschinenfundamente), Maschinenreste, Bewuchs

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Natürlich wird man nicht zu jeder Befahrung alle Punkte abarbeiten, man wird sich auf spezielle Punkte konzentrieren und anderes auf das nächste Mal verschieben. Dennoch zeigt die Erfahrung, daß man am besten alles Interessante oder Auffällige sofort vor Ort notiert („auf dem Rückweg“ ist nur eine Umschreibung für „irgendwann anders bis nie“). Weglassen kann man später immer noch.

Ein Formblatt „Befahrungsdokumentation“ (FblBeDok, 9917-A4-723 MdI 78-z2), wie es sich manche jetzt gern wünschen würden, veröffentlichen wir hier nicht. Jeder wähle die Form, die für ihn und die darzustellenden Dinge zweckmäßig ist. Der Möglichkeiten sind viele, vom Riß über die verbale Beschreibung bis zur Abformung, wir haben sie im Folgenden kurz beschrieben. Wichtig ist lediglich, daß jede Form der Dokumentation für Dritte nachvollziehbar ist („Im Schacht gab es viele Stufen ...“ ???) und möglichst viele und genaue Orts- und Lageangaben zu den beschriebenen Objekten enthält („In der Grube gleich am Weg gibt es ziemlich weit hinten eine tolle Tafel von 1501, sie ist aber kaum zu finden ...“ ???).

10.2 Die Arbeit mit Quellen

Der Befahrung sollte ohnehin die Beschäftigung mit Quellen vorausgehen (also Rissen, Beschreibungen, Akten und so weiter, siehe Kapitel 11.1). Zugleich erleichtert und verbessert diese Vorbereitung die spätere Dokumentation erheblich. Liegen von der Grube bereits Risse vor, so sind diese meist genauer als das, was man unter Befahrungsbedingungen zusammenmessen kann. Man bezieht sich dann auf diese Risse und trägt die erwähnenswerten Dinge in Kopien ein. Die Ortsangaben werden dadurch ebenfalls sehr vereinfacht, man bezieht sich auf markante Punkte (Schächte, Streckenkreuze). Genauso werden möglichst viele schriftliche Quellen einbezogen, indem erkannte Zusammenhänge mit Bezug auf die Quellen dargestellt werden („Die in Riß XY und Akte Z beschriebene Grubenfeldgrenze zwischen den Revieren C und D befindet sich ca. 15 m Richtung A Schacht vom Streckenkreuz B Stehender mit C Flachem entfernt, im Liegenden der Strecke in etwa 1 m unterhalb der Firste.“).

10.3 Verbale Beschreibung eines Grubenbaus; Befahrungsbericht

Die einfachste Form der Dokumentation ist eine kurze Beschreibung der befahrenen Baue und der auffälligen Besonderheiten. Ein solcher Bericht muß weder formschön noch stilistisch ausgefeilt sein, das Ordogravieh ist ohnehin freigelassen. Ein Stichpunktzettel genügt vollauf, wenn er denn für andere lesbar und nachvollziehbar ist. Zweckmäßig werden kleine Handskizzen beigefügt, das geht oft schneller und ist einleuchtender als ellenlange Verbalbeschreibungen. Wer gern Papier quält, kann natürlich schreiben soviel er will, es ist nur darauf zu achten, daß das Wesentliche (siehe oben) nicht wegen der Prosa zu kurz kommt.

Namen in Befahrungsberichten sind eigentlich wünschenswert, damit der Lesende Rückfragen loswerden kann. Aber dumm schaut’s aus, wenn das Bergamt so was – mit Datum und Ort des mühsam freigesägten, äh freigelegten Mundlochs – in die Hände bekommt. Auch exakte Daten können Ärger bewirken, obwohl die zeitlichen Veränderungen an einem Grubenbau natürlich interessant sind. Daher zur Zeit Namen weglassen oder schwärzen, Zeitangaben grob fassen, juristisch zweifelhafte Aktionen am besten gar nicht erwähnen, wenn sie nicht für die Grubengeschichte bedeutsam sind. Die Originale der Berichte auslagern und die Festplatte dabei nicht vergessen - weiteres zur Unrechtslage im Kapitel 16!

10.4 Die zeichnerische Darstellung

10.4.1 Das Aufmaß

Vermessungsarbeiten werden in Anlehnung an markscheiderische Aufnahmen als Grundlage der bergbauhistorischen Forschung mit zweckmäßigen Mitteln (das bedeutet so genau wie nötig) durchgeführt.

Die einfachste Variante eines „Aufmaßes“ von Grubenbauen ist die topologisch richtige Handskizze, die die Verbindung der einzelnen Punkte praxisnah darstellt. Eine solche Handskizze ist sehr nützlich, wenn man die Befahrung später anhand von Rissen nachvollzieht und trägt auch in Verbindung mit Gangkarten und der Übertagesituation zur Aufklärung unbekannter Punkte im Verständnis der Befahrung bei. Sie sollte als Minimum an zeichnerischer Darstellung angefertigt werden, wenn von der Grube keine oder nur fehlerhafte oder unvollständige Risse vorliegen.

Abbildung 1: Beispiel für eine Handskizze einer Grube

 

Die Handskizze kann während der Befahrung oder anschließend aus dem Gedächtnis gezeichnet werden und stellt ohne Anspruch auf Strecken- und Winkeltreue den Verlauf der Baue dar. Eintragungen ergänzen Erwähnenswertes (vor allem Streckenkreuze, Schächte und Gesenke, Überhauen, Abbaue und so weiter, aber auch alles andere, siehe oben). Dabei hält man sich soweit möglich an die üblichen Signaturen, siehe Anhang 17.7, oder fügt eine Legende der verwendeten Symbole bei. Nimmt man unter Tage wenigstens grobe Kompaßpeilungen und Entfernungsschätzungen nach Schrittmaß oder Befahrerlängen (in Kriechstrecken) vor. Wenn man bei mehreren Teilnehmern unabhängige Schätzungen mittelt, erhält man eine für viele Zwecke ausreichende Genauigkeit der Darstellung. Schätzungen müssen jedoch deutlich als solche gekennzeichnet sein, sonst kann das zu fatalen Fehlinterpretationen durch Dritte führen! Ein Beispiel siehe Abbildung 1.

Bei bedeutenderen, rißlich nicht bekannten Objekten kann ein genaueres Aufmaß erforderlich werden, wenn man etwa Schächte über Tage lokalisieren will oder prüft, ob zwei Strecken eventuell nur durch einen kurzen Verbruch getrennt sein könnten. Der umgekehrte Fall wäre denkbar, wenn man anhand historisch belegter Entfernungsangaben Besonderheiten wie Markscheiden, Tafeln oder Ähnliches finden möchte und dazu buddeln muß. Eine solche weitergehende „Vermessung“ (Markscheider und Geodäten verzeihen diesen Begriff an dieser Stelle bitte) wird der Befahrer meist mit Kompaß und Bandmaß vornehmen. Man zerlegt dazu die Strecken in gerade Teilstrecken, das heißt in Teilstrecken, in denen das Bandmaß gerade liegt und bei denen nirgends der Stoß einen Winkel im Bandmaß verursacht. Mit dem Kompaß wird die Richtung und mit dem Bandmaß die Streckenlänge bestimmt und beide Werte in eine schematische Darstellung der aufgenommenen Baue mit der entsprechenden Teilstreckennummerierung eingetragen (Anfangs- und Endpunktbezeichnung oder fortlaufende Nummer, der Anfangs- und End­­punkte ein­deutig zugeordnet sind).

 

Abbildung 2: Möglichkeiten zum Ermitteln von Höhendifferenzen

Links) Arbeit mit der Schlauchwaage: ein traditionell rotweingefüllter Klarsichtschlauch, mit dem ein Flüssigkeits- und damit Höhenniveau beliebig übertragen werden kann; Rechts oben) historische Visur über der Flüssigkeitsspiegel in kommunizierenden Röhren (kaum praktikabel)

Es ist sinnvoll, die Endpunkte jeder Teilstrecke dauerhaft zu markieren und zu beschriften, wie das seit Wismutzeiten im Obergebirge gute Sitte ist (kleines Plastekärtchen mit wasserfestem Filzstift mit der Meßpunktbezeichnung beschriften und an den Stoß nageln). Einmal dienen diese Tafeln späteren Befahrern zur Orientierung, und zweitens kann bei festgestellten Meßfehlern später ein kurzes Stück Strecke eindeutig nachgemessen werden, anstatt komplett einige hundert Meter zum zweiten Mal aufzunehmen. Zu Hause wird danach die zeichnerische Darstellung angefertigt.

Meßfehler (das sind in der Meßmethode begründete Genauigkeitsgrenzen und keine markscheiderischen Fehlleistungen – siehe unten) entstehen bei der Vermessung mit Kompaß und Bandmaß in der Länge durch die Dehnung des Bandmaßes und dessen Auflage auf der unebenen Sohle. Man mißt immer zu lange Strecken, ein typisches Beispiel für einen systematischen Fehler. Ablesefehler und Ungenauigkeiten auch bei der Richtungsbestimmung kommen dazu. Der höhenmäßige Verlauf einer Strecke ist auf diese Weise gleichfalls nicht bestimmbar. Das ist meist auch nicht nötig, da die Gefälle auf einem Stolln oder einer Strecke zwischen nur etwa 0,3 % bei neueren Bauen und maximal 5% bei ganz alten Stölln schwanken (Ausnahmen gibt es zum Beispiel an Durchschlägen oder gezielt gewählten exteremen Steigungen zur Überwindung von Höhendifferenzen). Das Gefälle läßt sich übrigens gut ermitteln, wenn über eine längere Strecke ein durchgehender Wasserspiegel vorhanden ist. Andere Möglichkeiten zur Höhenbestimmung zeigt Abbildung 2. Vor allem mit der Schlauchwaage läßt es sich sehr gut arbeiten.

Ein Beispiel für aufgenommene Daten gibt Abbildung 3.

Abbildung 3: Beispiel für ein Aufmaßblatt und die Skizze des Grubenbaues

 

 

Wird ein genaueres Auf­maß auch des Höhenverlaufs benötigt, wenn man zum Bei­spiel zwischen verschiedenen Niveaus hin- und herklettert und sich zum Schluß nicht mehr im Klaren ist, auf welcher Sohle man sich befindet, kommt man um einen soliden Polygonzug nicht herum.

Beim Kompaßzug ist das Prinzip das gleiche wie bei der vor­beschriebenen Variante, nur geht es etwas genauer zu. In den Stoß werden in den jeweiligen Meßpunkten (die nun Polygonpunkte heißen) Nägel eingeschlagen, zwischen denen die Meßschnur jeweils straff gespannt wird. Zusätzlich zu Länge und Richtung der Strecke (idealerweise mit einem Hängekompaß) wird mit einem Gradbogen und einem Lot die Neigung bestimmt. Das geschieht sinnvoller Weise in der Mitte des Abschnitts, da an den Enden auch der Winkelfehler infolge des Schnurdurchhanges größer wird.

Die derzeit präziseste Vermessungsmethode ist die Vermessung mit dem Theodoliten. Die gespannten Schnüre werden durch optische Peilungen ersetzt, was die Winkelmessungen wesentlich präzisiert, die Polygonpunkte sitzen in der Mitte der Firste. Die sperrigen und teuren Instrumente lassen sich aber im Altbergbau sehr schwer einsetzen.

Im Vermessungswesen besonders ausgefeilt, aber für jede andere Messung physikalischer Größen genauso wichtig ist das richtige Verständnis zu Meßfehlern. Grundsätzlich wird unterschieden in grobe Fehler, systematische Fehler und zufällige Fehler.

Abbildung 4: Darstellung im Grund- und Saigerriß

 

1) Profilspuren und Profile, Blick in Vortriebsrichtung; 2) Streichrichtung eines Ganges mit Fallrichtung und -winkel; 3) geologische Angaben zum Gang: Mineralassoziationen und durchschnittliche Mächtigkeit; 4) Signatur für in und gegen Blickrichtung abgehende Strecke


Grobe Fehler macht der Mensch in Form von Zahlendrehern, falschen Kommastellen oder Fehlablesungen in Größenordnungen, sie sind durch sorgfältiges Arbeiten auszuschließen (oder auch nicht).

Systematische Fehler sind menschlich oder durch Geräte verursachte (systembedingte) Fehler, die Abweichung vom tatsächlichen Wert hat immer das gleiche Vorzeichen und sie stehen in irgendeinem stetigen Zusammenhang mit dem Meßwert. Man kann ihnen durch Veränderungen der Meßmethodik oder Meß- und Rechenverfahren entgegenwirken, welche die Einflüsse bekannter systematischer Fehler verringern oder aufheben.

Zufällige Fehler entstehen durch die verschiedensten Ursachen, wechseln im Vorzeichen und Betrag und unterliegen einer Zufallsverteilung (bekanntestes Beispiel Gauß-Verteilung). Man kann Ihren Einfluß ebenfalls durch Verfeinerung der Meßmethoden reduzieren oder eine höhere Genauigkeit einfacher auf „weichem Wege“ durch die Methoden der Ausgleichungsrechnung (auch Methode der kleinsten Quadrate, Fehlerquadratmethode) erzielen. Die einfachste Anwendung der Ausgleichungsrechnung ist die Mittelwertbildung aus unabhängigen Mehrfachmessungen. Zur Ermittlung des wahrscheinlichsten Wertes aus mehreren untereinander zusammenhängenden Messungen sind jedoch aufwendige Rechnungen erforderlich.

Eine Standardanwendung in der Vermessung ist es, Polygonzüge zu Ringen zu schließen oder an möglichst viele bekannte Punkte anzuschließen. Damit kann man grobe Fehler ausschließen, die Genauigkeit der Vermessung einschätzen und rechnerisch die wahrscheinlichsten wahren Koordinaten bestimmen. Mit unabhängigen Mehrfachmessungen kann man theoretisch auch mit dem Hängezeug beliebige Genauigkeiten erreichen, wenn man die systematischen Fehler geeignet berücksichtigt. Über die mathematischen und vermessungstechnischen Grundlagen kann man sich zum Beispiel in [10], [11] belesen.

10.4.2 Risse und zeichnerische Darstellung

Grundlage bergbauhistorischer Arbeiten sind Risse (also Karten mit Urkundencharakter der untertägigen Auffahrungen als Grundrisse und Höhen- oder Saigerrisse, siehe Abbildung 4), Kartenmaterial von über Tage, Skizzen und Aufnahmen während praktischer Forschungsarbeiten und so weiter. Um diese leicht lesbar und für alle verständlich zu halten – auch für die Befahrungstechnik ist das von Interesse – ist es erforderlich, wo möglich die standardisierten Signaturen des Markscheidewesens oder andere, schon allgemein verwendete Signaturen zu benutzen. Diesem Anliegen dient die Zusammenstellung im Kapitel 17.7, die jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Falls man ergänzende Symbole einführen will, suche man erst in Nachschlagebüchern verwandter Sachgebiet oder auch in anderen Rissen beziehungsweise Aufnahmen, ob eine entsprechende Signatur eventuell schon existiert. Wenn eine Signatur nicht allgemein gebräuchlich ist, wird sie in der Legende verbal erläutert. Bei seltenen Eintragungen ist es meist besser, kein spezielles Symbol einzuführen, sondern direkt zu beschriften. Das kann vorzugsweise direkt lagerichtig im eigentlichen Riß geschehen (günstig für Ausschnittkopien), oder fortlaufend numeriert als Legendeneintrag.

Wie jede andere dokumentarische Darstellung erhält eine bergbauhistorische Aufnahme ein Schriftfeld mit wesentlichen Angaben wie Datum der Aufnahme(n), Erstellungsdatum der Darstellung und Nachtragsdatum („nachgetragen bis...“),Verfasser, Quellen, Art der Darstellung, Inhalt, Maßstab und so weiter. Ergibt sich die Lage nicht sicher aus örtlichen Bezugspunkten, werden Nordpfeil und Bezüge zum allgemeinen topographischen Kartenmaterial (zum Beispiel Lage eines Mundlochs relativ zu markanten Punkten wie Straßen, Felsformen oder ähnlichem) eingefügt. Es ist im Allgemeinen günstiger, Kopien bereits vorhandener Risse oder Karten als Grundlage für eigene Eintragungen zu verwenden, als eine völlig neue Darstellung zu entwerfen. Die Gefahr, daß sich Pläne durch Übertragungsfehler oder nicht genau identifizierbare Zuordnungen nicht mehr synchronisieren lassen, ist sonst sehr groß. Historische Bezeichnungen (Gänge, Streckennummern und Ähnliches) behält man aus dem gleichen Grund bei, auch wenn man durch eine neue Bezeichnung besser systematisieren könnte.

Es gilt, daß man sich auf Risse nie hundertprozentig verlassen kann, im Guten wie im Schlechten. Eine rißliche Darstellung, die keine Gefahrenquellen ausweist, ist kein Anlaß für sorgloses Handeln unter Tage; eine auf einem Riß hoffnungslos erscheinende Situation kann vor Ort durchaus zu bewältigen sein. Auch wenn vorhandene Risse für die Vorbereitung und Durchführung einer Forschungstour hilfreich und notwendig sind, muß man nur glauben, was man selbst gesehen hat.

10.5 Fotodokumentation

Die fotografische Dokumentation ist oft die aussagefähigste und einleuchtendste. Als einzige Form der Dokumentation birgt sie die Möglichkeit, zu Hause mehr zu entdecken als in der Grube, weil man mehr erfaßt als man im Moment für wichtig hält und die ganze Vielfalt der Detailinformationen nebenbei mit erwischt. Allerdings bedingt ein dokumentarisch brauchbares Foto von unter Tage einigen finanziellen, technischen und persönlichen Aufwand. Von zudem noch schönen Fotos wollen wir hier erst gar nicht anfangen.

10.5.1 Die Fotoausrüstung

Prinzipiell kann man bei jeder Kamera auch unter Tage auf den Auslöser drücken, aus der Art der Motive fallen jedoch die ganz billigen Knipser heraus.

Es gibt unter Tage zwei große Gruppen von Motiven: die Nahaufnahmen von Tafeln, Stufen, Gedingezeichen, Lampennischen, einem gefundenen Krug oder Pumpenrest – dies sind die häufigsten, aber viel zu wenig fotografierten und oft dankbarsten Objekte! Dafür benötigt man eine Kamera, mit der man Objekte im Nahbereich (20...80 cm) aufnehmen kann, was viele Sucherkameras schon überfordert. Bei diesen Motiven hat man dafür wenig Probleme mit der Beleuchtung und kommt oft mit den eingebauten Kamerablitz hin. Optimal für den, der sich auf solche Dinge konzentrieren will, und für die Erkundung ist eine wasserdichte Kompaktkamera, die man sich problemlos unter die Kutte stecken kann, mit der mindestens jedes zweite Bild gelingt und deren Bedienung den Rest der Befahrung nicht wesentlich aufhält.

Die anderen Motive sind räumlich ausgedehnte Objekte: Hornstatt mit Haspel, Ausbau einer Strecke, Weitungen und dergleichen. Hier bedingt die erforderliche Abbildungsqualität und Tiefenschärfe, die benötigte Brennweite und der ganze Beleuchtungszauber fast zwangsläufig eine Spiegelreflexkamera, mit der man dann aber auch die kleine Motive ordentlich aufnehmen kann.

Die Beleuchtung ist unter Tage ein Hauptproblem. In der Regel werden Blitzgeräte eingesetzt, die tageslichtfarbenes Licht geben. Magnesiumblitzlichter und die verbundenen Farbprobleme sind höchstens noch bei ganz großen Hohlräumen relevant. Die Lichtstärke eines Blitzlichtes wird durch die Leitzahl angegeben, die sich als Produkt aus Blende und möglicher Aufnahmeentfernung (in Metern) ergibt: Leitzahl 32 leuchtet mit Blende 8 bis 4 m Aufnahmeentfernung aus, mit Blende 5,6 bis rund 6 m. Die Leitzahl wird meist für DIN 21/ 100 ASA angegeben, aber man kann für einen DIN 24/ 200 ASA-Film dies als Faustformel für unter Tage ruhig annehmen, da die Stöße meist extrem lichtschluckend sind. Bei DIN 27/ 400 ASA kann man noch eine Blendenstufe zugeben. Die früher bei den hochempfindlichen Filmen problematische Körnigkeit bereitet beim heutigen Material für die normalen Aufnahmen keine Probleme mehr. Man sieht daraus, daß man mit einem Blitz unter Leitzahl 28 eigentlich nur an die kleinen Objekte rankommt, für die Aufnahmen größerer Hohlräume benötigt man Leitzahl 40 und höher. Man kann sich aber auch durch Mehrfachblitze behelfen, bei Aufnahmen, bei denen es auf Tiefenwirkung ankommt (lange Strecken), wird man sowieso mehrere Blitze verteilen. Überbelichten wird man selten, da die meisten Blitzlichtgeräte eine Belichtungselektronik haben. Blitze bis etwa 800 Ws kann man auch selber bauen, Infos bei den Autoren.

Zum Betrieb der Blitzgeräte unter Tage wird man Batterien (Alkaline) verwenden müssen, wenn man sich nicht selber einen Spezialakku mit entsprechendem Adapter anfertigt. Die üblichen R6-Akkus bringen unter Grubenbedingungen (niedrige Temperatur) die zum Betrieb des Blitzlichtes erforderliche Spannung nicht oder nur für ein, zwei Blitze.

Für die Synchronisation mehrere Blitze untereinander verwendet man bei Aufnahmen aus der Hand Zweitblitzauslöser, die beim Auftreffen des Lichtes eines Blitzes den zweiten auslösen. Es ist dies aber eine wackelige Sache, mit einfachen Zweitblitzauslösern (die aber auch schon 40 DM kosten, Fotohandel, Infos zum Selbstbau bei den Autoren) kann man Strecken ab 8 m nur unsicher überbrücken. Außerdem hat man stets Sichtkontakt zwischen dem Auslöseblitz (also auch dem Fotoapparat) und dem Zweitblitzauslöser herzustellen, was auf dem Bild dann störend wirken kann. Die elegantere Variante ist die Belichtung mit der Kamera auf einem Stativ und Dauerbelichtung, die Blitze werden bei offenem Verschluß der Reihe nach von Hand ausgelöst und dann der Verschluß wieder geschlossen. So kann man auch durch mehrfache Blitze einen großen Raum ausleuchten und andere Lichtquellen (Geleuchte) in gewünschter Stärke mit aufs Bild bekommen. Man muß halt "nur noch" das Stativ (Qualgestell) mitschleppen.

Als Objektiv ist für fast alle Fälle ein Weitwinkel (etwa Brennweite 28) geeignet. Nur bei langen Streckenabschnitten, die mit etwas Abstand aufgenommen oder wenn Objekte verzerrungsfrei abgebildet werden sollen, fährt man mit einer Normalbrennweite (zum Beispiel Brennweite 50) besser. So etwas weiß man aber meist vorher und muß deshalb nicht ständig zwei Objektive herumschleppen. Vom Objektivwechsel unter Tage wie von Zoomobjektiven ist aus Gründen des Drecks und der Feuchtigkeit abzuraten. Vor das Objektiv kommt ein billiger UV-Filter als Schutz der Vergütungsschichten und des Glases, weil es auch bei großer Vorsicht nicht ohne Schlammspritzer auf der Linse abgeht. Daß man auch alle anderen Fotoinstrumente und Materialien so gut wie möglich vor Wasser und Schmutz schützen muß, versteht sich von selbst (siehe auch Kapitel 8.4). Schon aus Gründen der jedesmal umständlichen Aus- und Einpackerei dauert eine richtige Fototour meist sehr lange.

Das Aufnahmematerial muß jeder nach seinem Geschmack wählen. Papierbilder sind einfach zu ordnen und schnell zu zeigen. Wird die Belichtung nicht ganz so genau getroffen, kann man vom Negativ in gewissen Grenzen doch noch ein gutes Positiv erhalten. Dias erfordern genaueres Arbeiten, wer ordentlich belichtete Dias erhalten will, macht von einem Motiv meist eine Serie von Aufnahmen mit veränderten Blendenstärken. Dafür sind Dias zunächst billiger. Papierabzüge von Dias sind problemlos zu erhalten, genauso wie ein Diapositiv vom Filmnegativ zu machen ist. Man suche sich jedoch für solche, meist teureren Fotoarbeiten einen solide, selbst arbeitenden Fotografen und teste erst einmal mit ein, zwei Aufnahmen. Im Großlabor erhält man schon beim Entwickeln normaler Papierbilder bei jedem neuen Versuch vom selben Negativ ein völlig anders gefärbtes und belichtetes Bild.

Es ist löblich, seinen Befahrungskrempel schon am Vorabend fertig und in’s Auto gepackt zu haben. Nicht so mit dem Fotozeug, die Kamera sollte nach Möglichkeit frisch aus dem Warmen eingepackt werden – sonst sitzt man im Winter unter Tage erst mal eine halbe Stunde herum, bis das Objektiv wieder frei vom Beschlag ist. Wie es dann in der Kamera aussieht, weiß man dann aber immer noch nicht! Beschlägt die Kamera trotz aller Vorsicht, so nimmt man sie ruhig in beide Hände oder unter die Kutte und wärmt sie auf.

10.5.2 Das gute Bild unter Tage

Das Buch zu dieser Kapitelüberschrift ist leider noch nicht geschrieben. Bis dahin wird man mit unseren kurzen Ausführungen vorlieb nehmen müssen – und die Autoren sind keine ausgewiesenen Fotoexperten. Auf der anderen Seite ist das vielleicht gut so, sonst würde am Ende dem Heer von Bergbaufotografen in spe die ganze Kreativität verdorben.

Der Welt unter Tage mangelt es Kontrasten, wie sie über Tage üblich sind. Blauer Himmel, grünes Gras und schwarze Straßen sind selten, dafür gibt es alle Sorten Schwarz und Grau, Braun und vielleicht noch Ocker. Dieses Problem teilt sich die Unter-Tage-Fotografie mit der Schwarz-Weiß-Fotografie, man muß den Mangel an farblichem Kontrast durch Arbeit mit Beleuchtungsstärken und Schatten kompensieren. Einschlägige Tips gibt es in den Fotobüchern der Schwarz-Weiß-Fotografie. Das mag auch ein Grund dafür sein, daß Schwarz-Weiß-Aufnahmen unter Tage häufig interessanter wirken als Buntbilder. Bei der Dokumentation von Wismut-Einrichtungen mit Schwarz-Weiß-Fotos erzielt man übrigens verblüffend authentisch wirkende Aufnahmen! Jedoch darf das Ziel der Dokumentation nicht der Effekthascherei geopfert werden, das Aufnahmematerial muß je nach Zweck der Dokumentation gewählt werden.

Diffuses Licht fehlt unter Tage zunächst völlig, man hat nur gerichtetes Punktlicht zur Verfügung. Die Perspektive in der gewohnten Form von Fluchtlinien und nach hinten kleiner werdenden Gegenständen kommt nur selten zur Wirkung, weil räumlich hintereinander angeordnete gleichartige Gegenstände und gerade Linien oft fehlen. Das hat man zu berücksichtigen, um ein brauchbares Fotos zu erhalten.

Kleinere Objekte (Tafeln, Stufen, kleine Funde) beleuchtet man mit Seitenlicht unter rund 30..60° von schräg oben. Mit einem Frontalblitz ist auf den Fotos häufig nur ein Fleck zu sehen, der durch den Seitenblitz erzeugte Schatten hilft dem Betrachter, sich das räumliche Objekt vorzustellen und läßt zum Beispiel auch versinterte Schriftzüge lesbar werden. Zudem hilft ein Winkel von 15° bis 20° zwischen Kamera und Blitz gegen Nebelschwaden auf dem Bild. Der Blitz muß nicht weit von der Kamera entfernt sein, mit einem üblichen, meterlangen Kabel kommt man gut hin. Bei Kompaktkameras geht das natürlich nicht, hier muß man mit dem eingebauten Blitz leben oder einen seitlichen Blitz mit einem Zweitblitzauslöser zünden. Es empfiehlt sich oft, einen Größenvergleich mit abzubilden (Geologenhammer, Hand, gestreckter Mittelfinger, ...).

Auch bei allen anderen Fotos achte man darauf, das Licht nahe der Kamera leicht von oben kommen zu lassen, es ergibt sonst einen unnatürlichen Ausdruck. Je weiter Blitzlicht und Kamera auseinanderrücken, desto besser helfen die Schatten dem Bild einen räumlichen Eindruck zu verleihen, übertriebene Schlagschatten sehen aber auch wieder schlecht aus. Personen, die sich auf dem Bild befinden, helfen als Größenvergleich und erschließen dem Betrachter die Perspektive und Orientierung des Bildes. Das geht besonders gut, wenn sie zugleich Lichtquelle sind (Geleucht, aber nicht frontal mit dem Elektrogeleucht in die Kamera schauen!). Sie können außerdem als Halterung und Versteck für die Zweitblitze dienen, welche sonst, auf dem Boden liegend, durch zu hohe örtliche Beleuchtungsstärken direkt vor dem Blitzlicht unangenehm auffallen. Bei „heißen“ Aufnahmen die Leute besser von hinten fotografieren...

Hat man kein diffuses Licht zur Verfügung, ergeben sich Schlagschatten, also völlig schwarze Flecken. Das kann man durch indirektes Blitzen vermeiden (gegen die Firste oder einen Stoß), dabei büßt man aber derart an Lichtstärke ein, daß man größere Motive fast nicht mehr ausleuchten kann. Abhilfe schaffen auch hier Mehrfachblitze von unterschiedlichen Stellen aus aufs selbe Objekt.

10.5.3 Die Fototour

Will man keine Enttäuschung erleben, muß man ganz deutlich zwischen zwei Arten der Fotografie unterscheiden: der schnellen Dokumentation bei der Erkundung und „richtigen“ Aufnahmen für Veröffentlichungen oder systematische Dokumentationen. Beide haben ihre Berechtigung!

Werden bei der Erkundung nebenbei rasche Belegfotos gemacht, bei denen die „künstlerische“ Komponente gegen die nötige Geschwindigkeit zurücktreten muß, um dem Befahrungsziel gerecht zu werden, sollte es für die letztgenannten Aufnahmen zum Selbstverständnis gehören, auf ästhetische Ansprüche bezüglich Bildschnitt, Beleuchtung und so fort Rücksicht zu nehmen. Eine ansonsten korrekte technische Zeichnung wird schließlich auch durch Fettflecke und Eselsohren entwertet. Das bedingt ungestörtes, ruhiges Arbeiten, und es empfiehlt sich, Fototouren immer separat durchzuführen und je Aufnahme einschließlich Ein- und Auspacken eine mindestens halbe Stunde zu rechnen! Damit ergibt sich eine Obergrenze von 8 bis 10 Motiven je Befahrung!

10.6 Abgüsse

Eine sehr schöne Möglichkeit, eine „Trophäe“ auch mit nach Hause zu bringen, ohne etwas zu zerstören, ist ein Abguß von Tafeln und dergleichen. Optimal geeignetes Material ist die Zwei- Komponenten- Abgußmasse der Zahnärzte (erhältlich zum Beispiel bei Dental 2000 in Leipzig). Sie klebt nicht am feuchten Stoß und läßt auch die farbliche Auslegung von Tafeln unverletzt. Ausgehärtet ist sie so stabil, daß man sie in einer festen Schachtel unproblematisch transportieren kann und doch so flexibel, daß sie sich mühelos vom Stoß lösen läßt. Die Detailtreue ist bei richtiger Anwendung ausgezeichnet. Die Aushärtezeit beträgt maximal zwei Stunden. Der einzige Nachteil ist der Preis (etwa 25 DM/kg bei der 10 kg-Packung), aber Abgüsse macht man ja auch nicht aller Tage.

1)

 

3)

 

5)

1) Eingeschlägelte Gangtafel des „Benjamin Spat“ im Freiberger Revier, diese Tafel soll mittels Abformtechnik reproduziert werden. Größe ca. 30 x 45 cm

2)

 

4)

 

6)

2) die benötigten Materialien: Dentalsilikon, knet­bar mit Härterpaste; Curvertonne zum wassergeschützten Tran­sport; Deckel der Tonne und alte Gabel zum Mischen; Lineal oder Zollstock; Handschuhe zum Kneten und Ankleben.

3) Ansetzen der Abform­masse. Benötigte Menge entnehmen, mit der Gabel einrillen. Härterpaste dosieren (Strang­länge mit Lineal abmessen!). Masse verkneten (Zeit nach Vorschrift des Herstellers).

4) Abformmasse auf die Tafel kleben, fest andrücken.

5) Abformmasse auf der Tafel. Fertig mit Abformmasse belegte Tafel, die Erhärtung der Masse dauert je nach Fabrikat und Umgebungstemperatur zwischen einer halben und zwei Stunden (richtige Härter­dosierung vorausgesetzt).

6) Fertiger Tafelabdruck. Der fertige Abdruck wird in einem stabilen Holzkasten, eingehüllt in Zeitungspapier, Blasenfolie, Schaumgummi oder ähnlichem nach Hause transportiert.

 

Abbildung 5: Herstellen von Abgüssen


Wie alle Zwei-Komponenten-Werkstoffe wird sie unmittelbar vor der Anwendung aus zwei Bestandteilen (Harz und Härter) zusammengerührt. Das geschieht auf einer trockenen Unterlage aus Plaste (Folientüte), an welcher die Masse nicht haftet, mit einem Spachtel oder einer alten Gabel. Das Verhältnis von Harz und Härter bestimmt die Verarbeitungs- und Aushärtezeit und die Spröde der fertigen Matrize (das ist der vom Original genommene Negativ-Abguß). Grenzwerte sind auf der Verpackung angegeben. Nach dem Vermengen wird die entstandene zähe Masse (wie Knete) zum Fladen ausgebreitet, über das abzuformende Objekt gelegt und mit dünnen Handschuhen angedrückt. Das muß etwas heftig geschehen, um die Masse auch in kleinste Vertiefungen hineinzupressen. Schadet es dem abzuformenden Objekt nicht, kann man ruhig mit den Fäusten richtig auf den Flecken schlagen. Einen trockenen Untergrund befeuchtet man vorher, um ein Anhaften der Masse zu verhindern. Die Schicht sollte mindestens einen halben, im Durchschnitt wenigstens einen Zentimeter dick sein. Nun läßt man trocknen und geht seiner Wege oder picknickt. Das Abziehen ist dann unproblematisch, man sollte aber die noch relativ frische Matrize nicht überstrapazieren – völlig ausgehärtet ist sie erst nach ein bis zwei Tagen.

In dieser Zeit kann man einen entsprechenden Holzrahmen basteln, in diesen die Matrize als Boden einlegen und mit einem zweiten, diesmal Gipsabguß die Tafel endgültig replizieren. Man rührt den Gips schön dünn an, daß er gut fließt. Von einer Matrize kann man mehrere Abgüsse machen.

Den fertigen Gipsabguß bemalt man dem Original entsprechend, oder legt mit Originalfarben aus (Kapitel 10.7.3), oder man gibt ihm zunächst mit einer Mischung aus Abrieb des Originalgesteins und Latex-Bindemittel oder dünnem PVAC die Farbe des Stoßes. Dazu nimmt man groben Dreck vom Fundpunkt mit und schlämmt den tonigen Anteil ab, danach rührt man mit Bindemittel an.

In Ermangelung der Zahnarztmasse kann man Baumarkt-Silikon verwenden. Dazu braucht man eine Matrix (Scheuerlappen, Drahtgaze oder ähnlich). Darauf wird sehr üppig Silikon geschichtet (einen bis anderthalb Zentimeter) und das Gebilde gegen die vorher gut mit billiger Handcreme gefettete Wand gedrückt. Die Trockenzeit beträgt rund 24 Stunden, die Masse wird während dieser Zeit mit Spreizen am Stoß gehalten. Das Ganze ist eine Sauerei sowohl für's Bergwerk wie für die Hände, mit dem Silikonabguß kommt meist auch jegliche Bemalung runter, und die Feinheiten erwischt man nicht immer so gut wie mit der Zahnarztmasse, weil man das Silikon nicht gut andrücken kann. Liegende Objekte (zum Beispiel Schuhabdrücke) kann man dagegen ganz gut direkt mit dünnflüssigem Gips abformen, zerstört sie dabei aber meist.

10.7 Bergung und Präparation von Funden

Die Bergung und sachgemäße Konservierung von Funden ist ziemlich schwierig und vom Laien nicht immer durchführbar. Solange es sich nicht um Alltägliches wie Bergeisen, Spankörbe und so weiter handelt, sollte man daher lieber mit einem Foto in der Hand zu einem gestandenen Restaurateur gehen und sich fachgerecht beraten lassen. Ein paar Tips geben wir im Folgenden.

Auch vor der Bergung eines Fundes ist ein Foto angebracht, am besten mit einem Größenvergleich. In diesem Fall kommt es weniger auf optischen Schönheit des Fotos an als auf Detailgenauigkeit und unverzerrte Darstellung des Fundes am Fundpunkt.

10.7.1 Holz

Sehr altes Holz unter Tage hat sich meist nur durch einen Glücksumstand erhalten. Es ist häufig mit Wasser vollgesogen, schwammig und zerbrechlich. Will man einen derartigen Gegenstand bergen, muß man ihn zunächst vor jeder mechanischen Belastung hüten. Dazu kommt er in ein festes Behältnis (Brotbüchse, KG-Rohr oder dergleichen) und wird ringsum mit Blasenfolie oder zerknülltem Zeitungspapier umgeben. Watte ist dazu ungeeignet, weil sie sich mit Wasser vollsaugen kann und fusselt. Ganz schwierige Fälle hält man durch ein zurechtgebogenes Maschendrahtgitter in Form. Hat man das Holz dann heil draußen, steht man vor dem nächsten Problem. Es muß nämlich so gleichmäßig getrocknet werden, daß keine Trockenrisse auftreten, und eventuell fixiert werden, damit es nicht beim ersten Anfassen zerbröselt.

Das langsame, gleichmäßige Trocknen mechanisch noch halbwegs stabiler Gegenstände erreicht man schon durch Einpacken in mehrere Lagen leicht befeuchteter Lappen, alter Handtücher und anschließend Zeitungspapier und Lagerung in einem kühlen Raum mit hoher relativer Luftfeuchte, beispielsweise in einem Keller. In trockener, warmer Zimmerluft dagegen trocknen die Außenbereiche schnell aus, verkleinern dabei ihr Volumen (sie schwinden), und das Holz verzieht sich beziehungsweise bekommt Trockenrisse. Schimmelbildung kann man durch Einsprühen mit einer Formalin- oder Wofaseptlösung verhindern, aber in der Regel wird Holz, welches in der Grube nicht schimmelte, auch im Keller nicht anfangen zu schimmeln.

Eine andere Trocknungsmethode ist das Gefriertrocknen. Professionell durchgeführt, werden die Gegenstände schockgekühlt auf Temperaturen unter –60°C, das Wasser wird unter Vakuum direkt aus der festen Phase verdampft und dem Holz entzogen. Dieser Prozeß ermöglicht eine gleichmäßige Durchtrocknung unter definierten Bedingungen. Der Amateur wandelt die Methode seinen Möglichkeiten enstprechend ab: die Gegenstände kommen in einen nicht diffusionsdichten (zum Beispiel leicht perforierten) Frühstücksbeutel und in diesem in die Tiefkühltruhe. Auch bei diesem Verfahren geht das Wasser infolge des Partialdruckgefälles direkt aus der festen in die gasförmige Phase über. Der Trocknungsprozeß kann ohne weiteres ein Jahr dauern.

Die trockenen Gegenstände (Zimmerluftfeuchte, nicht extra daruntertrocknen!) müssen dann noch fixiert werden. Das geschieht am einfachsten mit mehreren Schichten Bootslack, verdünntem Tiefengrund oder dünnem Tapetenleim. Sparsam auftragen, sonst war das langsame Trocknen umsonst. Farben können durch eine Schicht Firnis (Öl) geschützt werden, das dunkelt aber mit der Zeit nach. Besser geeignet ist Fixierspray für Zeichenkohle. Dünne Schilder hinterklebt man mit Gazegewebe zur Aussteifung.

Sind die Holzstücke sehr schwammig, was meist bei Hölzern der Fall ist, die unter Wasser lagen, muß man gleichzeitig mit dem Trocknen deren mechanische Festigkeit erhöhen. Dazu kann man die aufgelösten Gefügebestandteile des Holzes durch Zucker ersetzen. Auch dabei muß auf jeden Fall vermieden werden, durch Inhomogenitäten Spannungen ins Holz zu bringen, welche beim späteren Trocknen zur Zerstörung des Gegenstandes führen könnten. Der Gegenstand wird zunächst gewässert, man befestigt ihn dabei so, daß er von allseits gut von der Flüssigkeit umspült werden kann, mit Drahtschlaufen oder legt ihn auf ein Drahtnetz. Nach und nach wird das Wasser durch eine Zuckerlösung steigender Konzentration ersetzt. Man beginnt mit 5%iger Lösung, steigert dann in langsamen Schritten (jeweils 10%) die Konzentration. Zwischen dem Wechsel der Lösungen muß sich die Konzentration des Zuckers im Holz über den ganzen Querschnitt angepaßt haben. Das geht bei dünnen Gegenständen schneller, bei starkwandigen langsamer. Als Faustformel kann man für einen Zentimeter Holz 14 Tage Diffusionszeit annehmen. Bei einer 70%igen Lösung angelangt, beginnt der Trocknungsprozeß. Das Holz wird dem Bad entnommen und zunächst etwa eine halbe Stunde an der Luft getrocknet, danach wieder ins Bad gehängt. Diesen Rhythmus ändert man langsam, aber stetig hin zu Trocknungszeiten von einem halben Tag an der Luft und nur noch kurzen Bädern in der Zuckerlösung. Endlich kann man dann das Holz restlos trocknen lassen. Auch bei dieser Methode wäre möglich, die langsame Trocknung durch Dampfbremsen zu erzielen, man muß nur aufpassen, daß man mit der Zuckerlösung nichts anklebt. Schimmelbildung auf der Zuckerlösung wird ebenfalls durch Formalin verhindert.

Das sind aber alles nur „Basteltips“, bei wirklich wichtigen Dingen fragt man einen Fachmann – vor dem Rausschleppen!

10.7.2 Metall

Mit Gegenständen aus Metall braucht man nicht so viel Aufhebens zu machen wie mit denen aus Holz. Einmal sorgsam, wie oben geschildert, aus der Grube geborgen, korrodieren sie im Zimmerklima nicht mehr weiter. Ein schonender Übergang, also zwei, drei Wochen Lagerung im kühlen aber trockenen Keller empfiehlt sich auch bei diesen Materialien. Farben auf Schildern können wie oben beschrieben mit Firnis behandelt werden. Mit der Aufarbeitung halte man sich zurück. Das Entfernen von Rostkrusten oder gar das Polieren von Kupfer und Messing bringt meist nichts für die Aussage, aber die Gefahr einer Zerstörung ist groß.

10.7.3 Stein

Gegenstände aus Stein oder Keramik bedürfen meist keiner Aufarbeitung außer dem vorsichtigen Entfernen von losem Schmutz mit Wasser und Bürste. Die einzigen vielleicht sinnvollen Nacharbeiten beschränken sich auf das Wiederherstellen von verlorengegangenen Unterlegungen von Schriftzügen mit Rötel (Ziegelstaub und Wasser anrühren oder Abdeckrot aus der Druckerei verwenden), Letten (weißem Lehm) oder Schwärze (Firnis und Ruß) beziehungsweise Weiß (Firnis mit Kalk, Zink-, Titan- oder Bleioxid). Aber auch das ist eigentlich überflüssig und dient schon mehr der Eitelkeit des Finders denn der Aussage des Fundes.

10.8 Möglichkeiten der Altersbestimmung

Natürlich interessiert bei einem Fund stets das Alter. Leider gibt es keine universelle Methode für den fraglichen Zeitraum von rund 900 nach Christi Geburt bis zur Gegenwart.

Einzig für Holz kann man mit der Jahresringmethode (Dendrochronologie) das Alter eines Fundes aufs Jahr genau ermitteln, wenn ein einigermaßen starker, gut erhaltener Holzquerschnitt verfügbar ist. Die Verhältnisse von Winter- und Sommerholz in den Jahresringen werden verglichen mit entsprechenden Tabellen, die mit Holz von datierten Objekten (alten Kirchen und so weiter) erstellt wurden. Eine solche Bestimmung kann man zum Beispiel in der Forstakademie Tharandt, aber auch anderswo durchführen lassen - rumhorchen.

Keramikstile sind eine weitere Zuordnungsmöglichkeit, mit der sich Zeiträume zumindest auf Dekaden einschränken lassen. Aber das gelingt nur selten bei der Gebrauchskeramik, die man unter Tage findet, weil das meist das Billigste war, was denn auch über Jahrhunderte hergestellt wurde.

Eine ungefähre Alterseinstufung lassen die Profilformen zu. Abbildung 6 versucht einen Überblick zu geben. Diese Altersbestimmung aber nur tendenziell richtig! In ertragreichen Gruben wurden viel früher große Querschnitte in Schächte und Strecken aufgefahren, Gangstrecken natürlich restlos abgebaut, ohne sich an das „gültige“ Profil zu halten. In kleinen Gruben sieht man dagegen bis in das 19. Jahrhundert „alte“ Streckenprofile.

16. und 17. Jahrhundert (und älter)

19. Jahrhundert

20. Jahrhundert

Abbildung 6: Profilformen und ungefähre Alterszuordnung

Achtung! Nur durchschnittliche Entwicklung und grobe Richtschnur! Siehe Erläuterung im Text!

Erste Zeile Stolln, Hauptstrecke; Zweite Zeile Abbaue; Dritte Zeile Schachtprofile, Vierte Zeile Schächte im Seigerriß


Zwischen 16. und 17. Jahrhundert läßt sich anhand der Profilformen schlecht bis gar nicht unterscheiden. Hinweise auf das 17. Jahrhundert sind unter Umständen große Bohrlöcher von der ersten Schießversuchen. Ab dem 18. Jahrhundert treten geschlägelte Strecken mit gerundetem Firstprofil und mit großem Querschnitt auf, eckiges Firstprofil weist immer auf das 17. Jahrhundert oder früher hin. Abbildung 7 zeigt das Profil einer feuergesetzten Strecke, diese Art des Vortriebs war bis ins 17. Jahrhundert bei sehr harten Gesteinen üblich.

Ab dem 16. Jahrhundert war durch Regulativ zumindest für Stolln ein Mindestmaß von 1 Lachter Höhe vorgeschrieben – ohne daß man sich daran immer gehalten hätte. Profilformen wie in Abbildung 8 weisen auf Nacharbeiten an einem bestehenden Profil hin, in diesem Fall auf ein Nachreißen, das heißt Tieferlegen der Stollensohle. Typisch ist so etwas für die Neuaufnahme eines vorhanden Stollns in einer späteren Betriebsperiode.

Abbildung 7: Feuergesetzte Strecke

Foto: privat

Abbildung 8: typische Profilform für einen nachgerissenen Stolln