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Historischer Bleibergbau und Kalksinterbbau am 'Puig Argentiera' zwischen Santa Eulalia del Rio und San Carlos, Ibiza, Balearen

Anmerkung : Der folgende Beitrag ist ein Auszug aus dem Artikel "Geologische Streifzüge auf Ibiza", erschienen 1995 in "DER AUFSCHLUSS" 

Die bis in die 40er Jahre dieses Jahrhunderts hinein betriebenen Bleiminen südlich von San Carlos sollen ihren Anfang schon in der Punierzeit haben. Vermutlich leitet sich sogar der Name der gesamten Inselgruppe der Balearen von den hier früher gewonnenen Bleikugeln, die im Punischen als "baleas" bezeichnet wurden, ab.

Tatsächlich ist das westlich der Straße von San Carlos nach Santa Eulalia gelegene Gebiet des "Silberhügels" Puig Argentiera von zahlreichen Stollen und Schächten oft augenscheinlich hohen Alters unterhöhlt. Die Vererzungen finden sich sowohl schichtgebunden als auch in flach fallenden Kluft- und Gangsystemen in dem hier söhlig liegenden triassischen Kalksteinen. Eine lagerstättenkundlich - genetische Untersuchung dieser für den Balearenraum einmaligen Vererzung steht zur Zeit noch aus. 
  
  

 

Übersichtskarte des Bleibergbaugebietes am Puig Argentiera, Ibiza
 
 
 

Bei Begehung dieses montanhistorisch interessanten Gebietes ist Vorsicht geboten. An vielen Stellen, besonders in der Nähe der heute noch imposanten Zechenhäuser mit ihren markanten Schornsteinen, weisen frische Pingen und Erdeinbrüche auf noch nicht abgeschlossene Verbruchsprozesse unter Tage hin. Während die Stollen sich in mehreren Galerien an der Flanke des Puig Argentiera hinziehen, befinden sich etwa 30 Schächte ziemlich regellos über das gesamte Gebiet verteilt. Sie sind häufig durch sehr typische etwa brusthohe runde Steinmauern gesichert. Leider wurden in den letzten Jahren viele dieser Schächte in zunehmender Weise als willkommene "Müllschlucker" benutzt.

Bei der Suche auf den kleinen Halden kann leicht Calcit in Form von Kristallrasen und sinterartigen, schön gebänderten Krusten gefunden werden. Ebenfalls häufig sind in den Halden entlang der Stollengalerien blättrige Schwerspataggregate. Als "Haupterz" lassen sich ockerrote kalkige Massen finden, in denen sich massenhaft eingesprenkelte Körner eines schwarzen Minerales - das sich röntgenorgraphisch als Goethit herausstellte - befinden. Die in dem lesenwerten Beitrag von NOTTES (1979) aufgeführten Erze Bleiglanz und Zinnober konnten nicht beobachtet werden. Zumindestens die Bleiglanzarmut der Halden verwundert angesichts des hier umgegangenen Bleibergbaus doch sehr.

Das hohe Alter des Bergbaus als auch die eigentümliche, anscheinend oxidische (?) Bleimineralisation machen die Lagerstätten sowohl in geologisch - mineralogischer Sicht als auch unter montanhistorischem Blickwinkel hochinteressant. Leider beschränken sich bisherige geologische Untersuchungen - soweit dem Verfasser bekannt - lediglich auf kurze Erwähnungen in allgemeingeologischen Betrachtungen der Balearen. Über die montanhistorischen Aspekte dieses geschichtlich weit zurückreichenden Bergbaus liegen - soweit bekannt - noch überhaupt keine Untersuchungen vor.

Der Verfasser würde sich freuen, gerade solche Untersuchungen durch diesen Hinweis zu initieren
und steht gerne für weitere Fragen und Mitarbeit zur Verfügung.

***

Fährt man von der Strassenkreuzung bei den Zechenhäusern die schmale Strasse Richtung des Ortes Es Canar, so sieht man etwa 1 Kilometer südwestlich des Bleibergbaugebietes einige deutliche Halden hoch im Wald des Puig Argentiera liegen. Nach etwas strapaziöser Kletterei durch das Unterholz der Pinienhaine erreicht man diese Halden. Sie bestehen aus nicht verwerteten Resten von farbig gebänderten Kalksinter, der hier Anfang des Jahrhunderts abgebaut wurde. Es existieren mehrere bis 1.5O m breite senkrecht stehende Gangspalten in diesem Gebiet, aus denen früher der hydrothermal entstandene Kalksinter gewonnen wurde. In jüngster Zeit wurden die nicht ungefährlichen bis 20 m tief hinabreichenden offenen Gangspalten abgezäunt. Zahlreiche der hier noch vorhandenen grossen Blöcke lohnen das Anschleifen, stellenweise lassen sich auch nette freigewachsenen Calcitgruppen bergen.
 



Verwendete Literatur und Karten :

GIFFHORN, H. (1991) : Ibiza - ein unbekanntes Naturparadies

Verlagsgesellschaft Einfallsreich, Braunschweig 1991

HAANSTRA, U. (1935) : Geologie von Ost - Ibiza / Balearen

Dissertation Utrecht 1935

NOTTES, G. (1979) : Das Bergwerk der weiáen Insel;

Aufschluss, Jg. 30, Seite 23 - 30, Heidelberg 1979

SPIKER, E. (1935) : Geologie von West - Ibiza / Balearen

Dissertation Utrecht 1935

VIDAL, L.M. & MOLINA, E. (1888) : Resena fisica y geologica de las islas Ibiza y Formentera

Bol. Com. Map. Geol. Espagna, Madrid 1888

MAPATOUR : Eivissa y Formentera, Topographische Karte 1 : 100.000

Verlag Ediciones Hymsa, Madrid 1988